Der Fuchs mit den drei Pfoten. Roman by Francesco Costa

Der Fuchs mit den drei Pfoten. Roman by Francesco Costa

Autor:Francesco Costa [Costa, Francesco]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105617175
Herausgeber: FISCHER Digital


36

Obwohl er sie vergöttert, hat er sich nicht getraut, ihr zu sagen, wo er wohnt, und so hat er sie vor demselben Hauseingang anhalten lassen, dem mit dem bronzenen Türklopfer, mit dem er damals Alberto Corona, diesen Schlauberger, austricksen wollte.

»Hier wohne ich«, hat er zu Ruth Conway gesagt, und sie, die den Schwindel eigentlich sofort hätte durchschauen müssen, schließlich ist sie Susan Hayward, fiel prompt darauf herein. Er hat sie nur deshalb angelogen, weil er immer Angst hat, daß sie sich plötzlich in Luft auflösen könnte wie ein Wesen aus seiner Phantasie, das außer ihm keiner sehen kann, weil er es erfunden hat, außerdem zittert er bei dem Gedanken, daß ihr das Elend im Canzanella-Lager einen solchen Schrecken einjagen könnte, daß sie nie mehr wiederkommt, sondern lieber zwischen den eßbaren Wänden in den unterirdischen Gängen bei Bagnoli spazierengeht oder auf ihrem Balkon bleibt, von wo aus sie die Inseln Capri und Ischia aus dem Dunst ragen sieht. Wenn jemand zu sehr an Schönheit und Bequemlichkeit gewöhnt ist, dann kann ihn etwas Häßliches, wenn er es unvorbereitet sieht, so erschrecken, daß er für immer verschwindet, und was hätte er noch vom Leben, wenn er Susan Hayward nicht mehr sehen dürfte?

Sie holt ihn mit ihrem Wagen ab, neben ihr sitzt Joe, und da kommt ihr Vittorio endlich auf die Schliche. Sie hat zu General Conway gesagt, daß sie Neapel besichtigen will und daß er, Vittorio, sie herumführen wird. Doch das war ein Trick von ihr, um sich heimlich mit Joe treffen zu können. Das Auto taucht in den Tunnel ein, der nach Neapel führt, und vorbei an rußigen Baracken und trostlosen Menschen fährt es dem Glück entgegen. Sie lacht und redet amerikanisch, aus dem Radio ertönt eine Musik, bei der es einem schwindlig wird wie nach einem Glas Wein, und wenn Joe sie ansieht, dann scheinen seine Blicke sie zu streicheln und zu liebkosen wie eine Puppe.

»Wie war es in Algerien?« fragt Vittorio, um ihn zu ärgern. »Haben Sie wieder tote Kinder fotografiert?«

Joe nickt langsam, und sein Blick verfinstert sich, er muß wirklich grauenhafte Dinge gesehen haben und scheint verständlicherweise nicht gerade darauf zu brennen, darüber zu reden, Vittorio weiß jetzt endlich, was die beiden vorhaben, sie wollen diese komplizierte Sache tun, von der Alberto Corona gesprochen hat, sie werden sich ein ruhiges Plätzchen suchen, auf diese Weise vergißt Joe Algerien mitsamt den Kindern, die sie da unten mit glühenden Eisen geblendet haben, er wird diese unschönen Geschichten abstreifen wie einen Regenmantel und statt dessen in Susan Haywards Duft eintauchen und sein Herzklopfen beruhigen, denn das Besondere an ihr ist, daß einem in ihrer Nähe das Herz genau im richtigen Rhythmus pocht, keinen Schlag zuviel …

Vor dem Tasso-Kino lassen sie ihn aussteigen, und von dort oben hat man einen wunderschönen Blick auf den Himmel und das Meer, so daß Vittorio große Lust bekommt, die Flügel auszubreiten, ein paar Kreise über der Stadt zu ziehen und dann dem Horizont entgegenzufliegen, um sich einmal die andere Seite der Welt anzuschauen.

»Hast du den Film schon gesehen?« fragt sie ihn, während sie ihre Handschuhe abstreift.



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